Die Balchelor Alley

Hatch machte große Augen, als er den Kater bei seinem 'Festmahl' beobachtete.
"...und das schlägt dir nicht auf den Magen?", fragte er misstrauisch. (OT: genau der Richtige, der das fragt, ehrlich. <_<)
Er wusste, dass Tiere vor Hunger manchmal die abgedrehtesten Dinge versuchen, um ihre Leiden zu besänftigen, aber dieser Kater sah noch recht bei Sinnen aus. Der Blick des Hundes musterte sein Gegenüber prüfend von oben bis unten.
Waren es vielleicht auch solche Fähigkeiten, von denen diese Cherry gesprochen hatte?
Erst diese vielen Besucher, und nun das. Das konnte kein Zufall sein. Vielleicht steckten der Kater und diese Hündin unter einer Decke.
Aber nein. Die Fellkugel hatte nicht ein einziges Mal erwähnt, dass sie ihn irgendwo mitnehmen wollte. Vielleicht sollte er seine voreiligen Schlüsse zunächst lieber im Hinterkopf behalten.

Der Kater leckte sich über eine seiner Foten und strich sich etwas Dreck aus dem Gesicht. "Mein Magen verträgt eigentlich alles. Ich könnte sogar deinen Futterplatz essen wäre er nach meinem Geschmack", erklärte Sam seine Fähigkeiten so knapp wie es ging. Es kam ihm so vor als würe der Hund sowieso nicht an all zu langen Erklärungen interessiert. "Konnte das schon immer. Hilft beim Überleben." Das tat es tatsächlich. Nichts half dem Kater in den vergangenen Jahren als sich keine Sorgen um Futter machen zu müssen. Das Leben auf der Straße kann hart sein, aber ein Leben ohne was zu Essen wäre um einiges schlimmer.

Hatch nickte schweigend. Er wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber Bewunderung für den Kater stieg in ihm auf.
Der Inhalt jeden Tages des Grauen war Nahrungssuche, hin und wieder musste er sein Revier verteidigen. Ständig von körperlichen Bedürfnissen geplagt zu werden war keine Freiheit. Diese Fellku-, dieser Kater hingegen konnte sein Leben wirklich auskosten und sich aufs Wesentliche konzentrieren.
"Wie ist dein Name?" wollte der Hund letzten Endes wissen.

Damit war Sams Vermutung bestätigt. Niemand jagd jemanden fort, der Interesse in einem weckt. "Sam", antwortete er leicht grinsend. "Selbe Frage an dich zurück." Würde sich die Situation zum Besseren wenden könnte der Kater vielleicht sogar wieder den kühlen Platz auf der Mülltonne ergattern. So eine Chance konnte er sich nicht entgehen lassen. Denn wer außer dem Hund würde ihn von dort wegjagen?

Hatch wirkte ein wenig zerknirscht, als er ein schnelles "Hatchet.", hervorbrachte. "...du bist nicht einer von diesen... Heinis, die Fremde Leute mit sich nehmen wollen, weil sie angeblich irgendwelche besonderen Fähigkeiten in ihnen sehen? Erst gestern war so eine hier.", erklärte der Graue mit einem Funken Misstrauen. "Dass direkt am nächsten Tag in der sonst so selten besuchten Gasse hier noch jemand auftaucht, entspricht nicht meinem Weltbild."
Hatch durchbohrte seinen Gesprächspartner mit einem prüfenden Blick.

Sam streckte sich und blickte dann hinauf in den Himmel. "Weißt du, das Leben ist schon anstrengend genug. Um auch noch irgendwelche Leuten meinen Willen aufzuzwängen bin ich viel zu faul", antwortete der Kater grinsend. "Abgesehen davon bin ich kein großer Freund von zu viel Gesellschaft. Wenn man auf der Straße lebt kann man sich eh nie sicher sein wann einer abkratzt. Keine Bindungen, kein Abschiedsschmerz." Dieser Regel folgte er nun schon seit vielen Jahren. Ständg sah man Streuner vom Tierfänger geschnappt werden und selbst wenn es meistens nur Hunde waren hielt Sam es nicht für nötig sich mit irgendwem anzufreunden, der sowieso irgendwann im Tierheim enden würde. In seinem Leben hatte er schon genug ihm wichtige Leute verloren, als sich noch auf Freundschaften einzulassen.

Herzhaft gähnte der Graue, was jedoch nicht an Sams Worten zu liegen schien. "Ganz meine Einstellung.", kommentierte er lediglich tonlos. "Nun ja, fast. Ich denke, dass man sich mit mehreren besser durchschlagen kann.", fügte er sich selbst verbessernd hinzu. "Aber ihr seid ja auch keine Rudelwesen."
Die Vorstellung von einer Horde Katzen jagte Hatch einen gewaltigen Schauer über den Rücken. Angewidert verzog er das Gesicht und machte sich anschließend klar, dass er sich soeben mit einem solchen Tier unterhielt.
Träge streckte er seine Vorderpfoten und verdrehte den Kopf. "Zeit für mich zu gehen.", grummelte er nur knapp und streifte an Sam vorbei. Im Vorbeigehen zog der Pappkarton noch ein letztes Mal seine Aufmerksamkeit auf sich. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Hatch die Bissspuren darin, ehe er die Gasse komplett verließ.

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